TERUG

Bron: Aus der Geschichte des Gren. Regt 47.

Oberst  R. Buhse.
C.-III-IR47.

 

Nur Personalveränderungen traten im Regiment ein: der Friedenskommandeur Generalmajor Roettig, verließ das Regiment zu anderweitiger Verwendung. An seine Stelle trat Oberstleutnant Heyser, der bisherige Komandeur des 1. Battaillons.

Inzwissen steig doch die Spannung, es wurde immer mehr vom baldigen Beginn des Westfeldzuges gesprochen. Ersatz traf ein. Nach wenigen Tagen ab 7. 11. 1939 wurde die gesamte Division auf Lastkraftwagenkolonnen verladen und rollte uber Darmstadt-Köln durch das Industriegebiet über Münster himaus.

Das I.R.47 wurde in und um Greven ausgeladen, es sollte ursprünglich nur wenige Tage dort bleiben. Alles war in Erwartung des Kommenden, als hier auch das Sondergerät eintraf. Doch, Tage und Wochen vergingen, ohne besondere Ereignisse, Weihnachten rückte heran. Die Kompanien betrieben Einzel,-Gruppen,-Zug- und Kompanieausbildung, Schwerpunt war die Lunftiandeausbildung. Weihnachten wurde von vielen zum ersten Male außerhalb der Familie und dafür im Kameradenkreise verbracht und gefeiert.

Da kam im Januar 1940, als keiner es erwartete, der kurzfristige Befehl zum Abmarsch. Doch auch jetzt begann nur eine Folge von Verlegungen im weiten Umkreis van Münster. Bei Glatteis und Kälte ging es über Rheda-Gesecke-Lippstadt-Werl von Ort zu Ort, bis Ende Februar anscheinend die endgültigen Unterkunftsräume vor dem Einsatz erreicht wurden.

Die Ausbildung begann dort von neuem. Luftlandeeinsatz stand Im Vordergrund. Verladeübungen auf den Flugplätzen und Probeflüge wurden durchgeführt. Planspiele und Besprechungen mit den Führern der Fallschirmjäger und der Transportverbände fanden statt. Eingehende Vorbereitungen stellten eine sofortige Einsatzbereitschaft sicher. Alles geschah unter möglichster Geheimhaltung.

Da begannen im April überraschend die Aktionen in Dänemark und Norwegen. Doch der Startbefehl für die 22. Division kam noch immer nicht.

Ende April wurden wie im Frieden Kompaniebeschtigungen durchgeführt. Die Ausbidlung hatte einen Höchststand erreicht. Das Regiment konnte mit Zuversicht jeder Aufgabe entgegensehen.

 

Der Luftlandeeinsatz in Holland im Mai 1940.

"X-Tag 10. Mai" hatte das Oberkommando der Wehrmacht am 9. Mai 1940 an die Oberkommandos der drei Wehrmachtsteile befohlen. Damit war der Angriffsbeginn für die große entscheidende Offensive im Westen endgültig festgelegt.

Zwei Tage vorher war der Einsatzbefehl bereits beim Regiment eingegangen, allerdings noch ohne Angabe des Termins. Daraufhin waren nur die Batls.- und Kompaniefürere über die einzelnen Aufgraben unterrichtet worden. Unauffällig setzen daaufhin am 9. Mai die Vorbereitungen innerhalb der Kompanien ein. Als dann kurz vor Mitternacht die Einheiten alarmiert wurden, wickelte sich alles so ab, wie es bereitd in den letzten Wochen bei den häufigen Alarmmübungen erprobt war.

Glechzeitig mit dem Angriffsbeginn an de ganzen Westfront sollte weit im Hinterlang Hollands eine Luftlandeoperation durchgeführt werden und zwar mit der 7. Fliegerdivision und 22. Luftlandedivision. Beide Divisionen sollten in der sogenannten "Festung Holland" - dem Gebiet um Leiden, Den Haag, Rotterdam, Dordrecht und Utrecht - landen, um einen geplanten Wiiderstand der holländischen Armee, die sich bei starken Angriffen auf dieses Gebiet zurückziehen würde, von vornherein unmöglich zu machen.

Der Hauptschlag unter General Student selbst sollte gegen die Brücken von Rotterdam, Dordrecht und Moerdyk gerichtet werden, auf denen die große Südstraße die Mündungsarme des Rheins bezw. Wals überschreitet. Die andere Operation sollte in der Regierungsstellen und das militärische Hauptquartier in unsere Hand zu bekomen. Hier wurden unter Fürung des Div. Kdr. der 22. Div., Generalleutnant Graf von Sponeck, neben einem Batl. Fallschirmjäger die beiden Luftlandeinfanterieregiment 47 und 65 eigesetzt.

In Durchfürung dieser Aufgabe sollte das Regiment 47 auf einen neu angelegten Flugplatz 8 km nordostwärts Den Haag in der Nähe des kleinen Ortes Valkenburg landen und später von hier aus auf Den Haag vostoßen, um dort mit dem von Süden her vorrückenden Schwesterregiment 65 zusammenzutreffen.

Das III. Btl. wurde als erste Welle eingesetzt. Kurz vor ihm sollte eine Fallschirmjägerkompanie rings um den Platz abspringen und die Sichererung für die landung des Batl. übernehmen. Das Batl. hatte den Auftrag, zunächst den Flugplatz Valkenburg freizukämpfen und ihn für die späteren Wellenweisen Landungen des gesamten Regiments offen zu halten und dann ferner den Rheinabschnitt zwissen Leiden und Katwiyk am Zee besetzen und dort sämtliche Brükken sperren. Der start des Batl. wurde so angesetzt daß die Landung in Valkenburg gegen 7.00 erfolgen kontte. Um 12.00 sollte dan das II. Batl. als nächste Welle und das I. Batl. als dritte Welle nachmittags landen. Dieser wellenmaßige Einsatz war notwendig, weil nicht genügend Transportflugzeuge zur Verfügung standen und diese daher im Pendelverkehr die Luftlandeeinheiten transportieren mußten.

Wärend auf den Flugplätzen Werl, Lippspringe die andern Teile des Regiments sich am 10. Mai morgens zum Start bereitstellten, waren das III. Batl. und der Regimentsstab auf dem Flugflatz Lippstad bereits 5.00 morgens an Bord der zum Transport zur Verfügung stehenden 50 Ju's. Hier startete als erster Teil des Regiments gegen 5.30 die "Kampfgruppe Bushe" mit der Masse des III. Batl. (ohne 11. kp.) . Voraus war eine Kompanie Fallschirmjäger und ein Zug der 10. Kp. gestartet, dann folgte die Masse des III. Batl. und der Reg. Stab. Bei strahlendem Sonneschein wurde in 2000m die Reichsgrenze überflogen. Uber holländischem Boden setzte das erste flakfeur ein, das jedoch ohne Wirkung blieb. Kurz voor 7.00 gingen die Maschinen zum Tiefflug über und huschten dicht über gräbendurchzogene Wiesen und blühende Tulpenfelder dem Landeplatz entgegen.

Die gegen 7.00 beginnende Landung erfolgte im feindlichen starken MG- und Gewehrfeuer. Wie sich herausstellte, war de platz ringsum von holländischer Infanterie  besetzt, die sich bereits im Kampf miet den soeben abgesprugenen Fallschirmjägern und dem auf dem Platz gelandeten Zuge der 10. Kompanie befanden und nun auch die anfliegenden Maschinen bei der Landung unter Feuer nahmen. Die einzelnen Landeeinheiten griffen daher aus den Maschinen heraus sofort den Gegner an. Nach kurzem harten Gefecht - für die meisten war es die Feuertaufe - gelang es, den Platz zu säubern. Doch bei der Landung hatte sich herausgestelle, daß der Platz für die schweren Maschinen ungeeignet war, die Ju's sanken beim Aufsetzen bis an die Aches ein. Sie konnten daher nicht mehr starten und blockierten so den Platz für das gegen Mittag zu erwartende II. Batl. Das III. Batl. mußte sich also darauf einstellen, daß keine Verstärkung mehr kam. Lediglich der Regt.-Stab traf noch ein.

Nun war es klär, daß der eigentliche Auftrag nicht mehr ausgeführt werden konnte. Jetzt hieß es: Aushalten und möglichst viele Kräfte der Holländer binden und von der Hauptfront abziehen. Dementsprechend wurde rigs um den Ort Valkenburg eine Verteidigungsstellung bezogen und vier Tage lang von den drei gelandeten Kompanieen des III. Batl. dem Regt.-Stab und den wenigen Fallschirmjägern und besatzungen der Ju's trotz stärksten feindlichen Artilleriefeuers und gegen große Übermacht gehalten. Es gelang, die wiederholt angesetzten starken Angriffe der Holländer unter großen Verlusten für sie abzuweisen.

Inzwissen war das II. Batl. noch, wie vorgesehen, gestartet und erschien über dem Flugplatz, mußte jedoch kehrt machen, da es den Machinen unmöglich war, noch auf dem Platz zu landen, wo die Machinenen der ersten Welle bereits bewegungsunfähig lagen. Einige Machinen versuchten eine Landung außerhalb des Platzes. So gelang es der Masse der 5. Kp. und Teilen der 6. Kp. am Strand zwissen Katwiyk und Scheveningen zu landen und sich im Dünengelände zu halten. Eine Vereinigung mit den bei Valkenburg kämpfenden Teilen gelang nicht.

Von der 13. und 14. Kp. waren Teile im Rahmen der andern Kampfgruppen der Division eigesetzt und nahmen an den Kampfen um Dordrecht und Rotterdam teil.

Wenn auch der ursprüngliche kühne Plan in der Durchfüring nicht gelang, so wurde doch durch die an verschiedenen Stellen erfolgten Luftlandungen die holländische Regierung und Heeresleitung so durcheinandergebracht und in ihrer weiteren Führungstätigkeit so gehindert, daß eine einheitliche Führung nicht mehr möglich war. Dieser Umstand und das schnelle Durchstoßen der holländischen Verteidigungslinien durch die motorisierten deutschen Truppen trugen dazu bei, daß Holland bereits nach 5 Tagen die Sinlosigkeit weiteren Blutvergießens einsah und kapitulierte.

Durch den heldenhaften Kampf der bei Valkenburg und in den Dünen im starken Feindfeuer gelandeten Teile des I.R. 47 und durch das trotz mehrfacher Feindüberlegenheit bewundernswürdige Ausharren weit hinter der feindlichen Front, ganz allein auf sich gestellt, ist die Regimentsgeschichte des I.R.47 um ein Ruhmesblatt reicher geworden.

In dem nahe Valkenburg gelegenen Seebad Katwiyk sammelten sich unmittelbar nach den Kampfen alle am Luftlandeeinsatz teilgenommenen Teile des Regiments. Dort nahm auch der Divisionkommandeur, Oberst Heyser und der Komp.-Chef der 10 Kp., Hauptmann Alvermann, das Ritterkreuz, wärend eine große Antal von Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften mit dem Eisernen Kreuz Erster bezw. Zweiter Klasse ausgezeichnet wurden.

Dann ging es in erbeuteten Kraftfahrzeugen motorisiert nach Deutschland zurück. In Kleve, wo das gesamte Regiment einige Tage blieb, wurde es mit unbeschreiblichem Jubel empfangen.